Du bist mehr, als du glaubst: Wie du deine echten Charaktereigenschaften entdeckst
Gerade intellektuelle Rebellen – Menschen, die viel denken, tief fühlen und ständig reflektieren – stellen sich oft die Frage, wer sie eigentlich wirklich sind. Trotz all der Gedanken und Überlegungen fehlt einfach ein klares Bild von sich selbst.
So ging es auch mir. Ich habe mich immer wieder gefragt, wer ich eigentlich bin. Wie ich bin? Wie wirke ich auf andere? Was gehört wirklich zu mir?
Um diese Fragen zu beantworten hätte es geholfen andere zu befragen. Doch genau das habe ich mich lange nicht getraut. Ich hatte Angst vor Kritik. Nicht vor einem sachlichen Feedback – sondern davor, dass jemand meine Persönlichkeit in Frage stellt. Dass ich Eigenschaften höre, die mich vielleicht nicht in ein gutes Licht rücken oder mich sogar verletzen.
Der Weg nach innen – und der Versuch, mich selbst zu entschlüsseln
Daher habe ich versucht, mir selbst Antworten zu geben und ich habe mich vor ungefähr zehn Jahren auf eine Reise zu mir gemacht. Ich wollte wirklich verstehen:
Wer bin ich? Wie bin ich? Was gehört zu mir?
Ich habe Persönlichkeitstests gemacht, Bücher gelesen, Listen durchforstet. Und ja, das war spannend, aber teilweise auch verwirrend. Denn jede neue Information und jedes neue Testergebnis spuckte wieder neue Begriffe aus oder machte neue Schubladen auf – mal passend und mal eben nicht. Und dann fragte ich mich: Bin ich wirklich so? Bin ich richtig, wie ich bin?
Ich fand immer neue Puzzleteile, aber konnte das vollständige Bild nicht erkennen. Und das ist kein Wunder. Denn viele dieser Tests widersprechen sich, schließen sich gegenseitig aus oder beruhen auf wenig fundierter Psychologie.
Und noch viel wichtiger: Wir beantworten die Tests oft aus dem Verstand – nicht aus der Intuition oder dem Gefühl. Wir überlegen, was wir gelernt haben, was andere über uns gesagt haben, was gut ankommt. Aber beachten nicht, was sich wirklich stimmig anfühlt.
Auf dieser Reise zu mir kam ich auch an der Hochsensibilität und Vielbegabung vorbei
Beides Begriffe, die ich früher so nicht verwendet hätte und auch gar nicht kannte, die aber rückblickend vieles erklären. Meine Hochsensibilität wurde in meiner Kindheit – weniger von meiner Familie, als von meinem Umfeld – eher kritisiert:
„Sei doch nicht so sensibel.“
„Jetzt übertreib mal nicht.“
„Du kleines Sensibelchen.“
„Stell dich nicht so an!“
Diese Sätze waren verletzend. Und irgendwann fing ich an, mich selbst infrage zu stellen.
Meine Vielbegabung habe ich selbst lange als „vielseitig interessiert“ oder „vielseitig orientiert“ bezeichnet. Dass dahinter eine Begabung steht, habe ich erst viel später erkannt.
Aber auch die Vielseitigkeit wurde eher kritisiert:
„Du musst mal an etwas dranbleiben.“
„Mach doch mal was zu Ende.“
Vor allem bei Sportarten oder neuen Interessen.
So lernte ich früh:
Zu empfindlich = nicht belastbar.
Zu vielseitig = nicht zuverlässig.
Dass in diesen Eigenschaften allerdings große Stärken liegen, habe ich erst viel später erkannt und davon erzähle ich euch im nächsten Blogbeitrag.
Was sind überhaupt Charaktereigenschaften – und warum sehen wir sie oft nicht?
Charaktereigenschaften beschreiben, wie ein Mensch ist – nicht, was er kann. Sie zeigen sich in unserem Fühlen, Denken und Handeln. Und sie bleiben bestehen, auch wenn niemand zuschaut.
Dazu zählen zum Beispiel:
– Ehrlichkeit
– Empathie
– Zielstrebigkeit
– Geduld
– Offenheit
– Kreativität
– Mut
– Besonnenheit
Das Spannende ist: Viele dieser Eigenschaften sind uns selbst gar nicht bewusst. Warum? Weil sie sich für uns selbstverständlich anfühlen. Weil sie nicht „besonders“ erscheinen – sondern einfach da sind. Oder weil wir sie als „angelernt“ abwerten – und denken, sie seien deshalb nicht echt.
Aber: Wenn du heute empathisch bist, dann bist du empathisch. Punkt.
Ob du das gelernt hast oder ob es dir in die Wiege gelegt wurde, ist in dem Moment egal. Es gehört zu dir. Zu dem Menschen, der du heute bist.
Psychologischer Blick: Wie entstehen Charaktereigenschaften?
Psychologisch gesehen zählen Charaktereigenschaften zu den stabilen Persönlichkeitsmerkmalen. Das heißt: Sie zeigen sich dauerhaft – nicht nur in Ausnahmesituationen. Und sie entwickeln sich nicht einfach über Nacht, sondern über Jahre hinweg.
Sie entstehen durch ein Zusammenspiel aus:
- genetischer Veranlagung
- frühen Bindungserfahrungen
- Erziehung und Sozialisation
- bewusster Reflexion und innerem Wachstum
Und: Charaktereigenschaften unterscheiden sich von Fähigkeiten oder Kompetenzen. Denn sie lassen sich nicht „trainieren“, sondern entfalten sich durch Erfahrung und Selbstbegegnung. Deshalb erfassen viele Tests nur einen Teil – das Erleben im Alltag zeigt oft viel mehr.
Der Blick von außen – und was ich darin entdecken konnte
Im Rahmen eines Coachings habe ich mich dann getraut, mein Umfeld ganz direkt zu fragen:
Was seht ihr in mir? Was macht mich aus?
Und was dann zurückkam, war ehrlich – und nicht alles davon war leicht anzunehmen. Da waren auch Rückmeldungen dabei, die mich ehrlich getroffen haben. Die mich herausgefordert haben. Die mich dazu eingeladen haben, nochmal genauer hinzuschauen.
Aber gleichzeitig war da so viel Wertschätzung. So viele positive Eigenschaften, die ich selbst gar nicht gesehen hatte – oder für selbstverständlich gehalten habe.
Was mich besonders bewegt hat: In den Rückmeldungen meiner Freund*innen tauchten genau die Seiten auf, die ich bisher lieber zurückgehalten hatte. Weil ich dachte: Das ist zu viel. Zu intensiv. Zu anders. Und genau das wurde als Stärke gesehen. Obwohl ich mich damit noch nicht mal komplett gezeigt hatte. Das hat etwas in mir verschoben. Nicht, weil ich Bestätigung brauchte – sondern weil ich dadurch zum ersten Mal wirklich verstanden habe, wie viel mehr in mir steckt, als ich selbst geglaubt habe und, dass ich alles zeigen darf, weil GENAU DAS geschätzt wird.
Übung: Entdecke deine verborgenen Charaktereigenschaften
Wenn du dich selbst besser kennenlernen willst – nicht über Tests, sondern durch echtes Erleben – dann probiere diese Übung:
1. Nimm dir 15 Minuten Zeit. Schreib alles auf, was du über dich sagen würdest.
Welche Eigenschaften fallen dir ein? Welche sind dir wichtig? Was macht dich aus?
2. Dann wechsle die Perspektive.
Was würde deine beste Freundin sagen? Ein früherer Kollege? Deine Eltern? Was sehen andere in dir, was du vielleicht nicht siehst?
3. Und dann frag sie wirklich.
Bitte drei Menschen, die dir nahestehen, um ehrliches, liebevolles Feedback:
„Welche drei Eigenschaften verbindest du mit mir – und warum?“
4. Vergleiche, was gleich ist. Was fehlt. Was dich überrascht.
Und dann spür nach: Was davon möchtest du (wieder) mehr leben?
Du musst diesen Weg nicht allein gehen. Wenn du Begleitung möchtest – unter anderem dabei unterstütze ich dich in meinem Mentoring-Programm.
Fazit: Du musst dich nicht neu erfinden. Du darfst dich wiedererkennen.
Ich dachte lange, ich müsste erst ganz viel über mich wissen, um mich zu zeigen.
Heute weiß ich: Charakter zeigt sich nicht in Tests. Sondern in dir, im Hinschauen in Beziehungen. Im Spiegel anderer. In ehrlicher Rückmeldung. In Momenten, in denen wir nicht funktionieren – sondern einfach wir selbst sind. Nicht alles, was ich früher über mich dachte, war falsch. Aber vieles war einfach noch unvollständig.
Heute weiß ich:
Ich bin nicht „zu viel“.
Ich bin nicht „zu wechselhaft“.
Ich bin nicht „zu sensibel“.
Ich bin all das – und so viel mehr.
Und das darf sichtbar sein!
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