Erkenntnisse aus der ersten Online-Live-Demo „Kluge Köpfe. Klare Kante“
Am 25.09.2025 fand die erste Online-Live-Demo „Kluge Köpfe. Klare Kante.“ statt. Arbeitgeber:innen, erfahrene Arbeitnehmer:innen und junge Menschen, die gerade am Eintritt ins Berufsleben stehen, saßen virtuell an einem Tisch und sprachen offen über ihre Erfahrungen im Berufsleben. Dabei wurde sichtbar, dass die Beiträge zwar individuell unterschiedlich waren, sich jedoch in klaren Mustern verdichteten, die viel über den Zustand unserer Arbeitswelt aussagen.
In diesem Blogbeitrag fasse ich die wichtigsten Erkenntnisse zusammen und zeige, wo Veränderung notwendig ist. Zunächst möchte ich allerdings kurz darauf eingehen, warum ich die Veranstaltung „Online-Live-Demo“ genannt habe. Der Begriff „Demo“ oder „Demonstration“ kommt vom lateinischen demonstrare und bedeutet aufzeigen, auf etwas hinweisen oder darlegen. Und genau darum geht es mir mit dieser Veranstaltung: sichtbar zu machen, was im Arbeitsalltag wirklich los ist, was funktioniert und was nicht. Wie fühlt es sich für die Menschen an, die mittendrin stehen? Und vor allem: Wie können wir die Arbeitswelt von morgen so gestalten, dass wir gerne zur Arbeit gehen und dabei auch gesund bleiben. Ich selbst habe erlebt, wie Mobbing, Bossing, Burnouts, Boreout sowie Depressionen von Arbeitgebern immer wieder geduldet wurden, ohne näher hinzuschauen, und etwas zu ändern. Und hier möchte ich aufrütteln und vor allem AUFZEIGEN, dass es anders geht. Es geht somit nicht darum, nur herauszuposaunen, was alles nicht läuft, sondern Lösungen zu erarbeiten, die für erfahrene Arbeitnehmer:innen, Arbeitgeber:innen und die junge Generation gleichermaßen funktionieren.
Widmen wir uns nun den einzelnen Erkenntnissen.
Abwechslung und Sinn als wiederkehrende Kriterien
Ein Thema, das immer wieder angesprochen wurde, war der Wunsch nach Abwechslung. Tätigkeiten mit immer gleichen Abläufen und ohne Entwicklungsmöglichkeiten führen schnell zu dem Gefühl von Stillstand. Mehrere Teilnehmende beschrieben, wie ermüdend es ist, Tag für Tag dieselben Handgriffe auszuführen, ohne eine Aussicht darauf, etwas Neues zu lernen oder zu gestalten.
Ebenso wichtig war der Sinn. Arbeit, die keinen erkennbaren Beitrag zu einem größeren Zusammenhang leistet, wird als leer und entmutigend erlebt. Vor allem die jüngere Generation formulierte klar, dass Sinn für sie die wichtigste Motivation ist. Sie will wissen, wofür sie arbeitet, welchen Unterschied ihr Einsatz macht und welchen Wert sie schafft. Ohne diese Orientierung verliert die Arbeit an Bedeutung und Energie.
Gesundheit als Gradmesser der Arbeitsbedingungen
Gesundheitliche Belastungen zeigen sich in ganz unterschiedlichen Facetten. Wer im Büro arbeitet, leidet oft unter anderen Umständen als diejenigen, die im Lager oder in der Produktion stehen. In Büros sind es vor allem ermüdende Routinetätigkeiten, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten oder auch zwischenmenschliche Belastungen wie Mobbing und Bossing, die Menschen zermürben. Dazu kommen ergonomische Fragen, denn auch stundenlanges Sitzen am Bildschirm ohne ausreichende Bewegung hat seinen Preis.
Ganz anders klingen allerdings die Stimmen aus den Lagern oder Hallen – wohlgemerkt in Deutschland. Dort fehlt es oft an elementarer Ausstattung: Sicherheitsschuhe werden verspätet ausgegeben, Heizungen sind nur provisorisch vorhanden, Arbeitsplätze sind dunkel (ohne Tageslicht) oder zugig, notwendige Arbeitsmittel wie Scanner oder funktionierende IT fehlen. Für einige dieser Punkte ließen sich einfache und preiswerte Lösungen finden, doch schon die Ausstattung mit warmen Jacken kommentierte der Arbeitgeber damit, dass die Mitarbeitenden das „ja von der Steuer absetzen“ könnten.
Gesundheit ist damit ein klarer Gradmesser für die Qualität von Arbeitsbedingungen. Teilnehmende berichteten von Erschöpfungszuständen, Infektanfälligkeiten, Verspannungen und von psychischen Symptomen bis hin zu Boreout, Burnout oder Depressionen. Gesundheit erwies sich damit als der direkteste Indikator dafür, ob Arbeitsbedingungen tragfähig sind. Ob durch psychische Erschöpfung im Büro oder körperliche Beschwerden im Lager: An den Signalen des Körpers lässt sich ablesen, wie gut oder schlecht ein Arbeitsplatz tatsächlich gestaltet ist.
Wertschätzung als zentraler, häufig fehlender Faktor
Ein Punkt, der ebenfalls immer wieder genannt wurde, war die fehlende Wertschätzung. Damit war nicht eine formale Leistungsbewertung gemeint, sondern das einfache, menschliche Anerkennen. Ein ehrliches „Danke“, ein Lächeln, ein zeitnahes, wertschätzendes und konstruktives Feedback.
Gerade diese Kleinigkeiten wurden von den Teilnehmenden als entscheidend beschrieben. Sie kosten nichts, haben aber eine große Wirkung. Dort, wo sie fehlen, entsteht Distanz. Menschen fühlen sich unsichtbar und die Bindung an das Unternehmen reduziert sich.
Weiterbildung und Transparenz
Viele Teilnehmende äußerten eine hohe Bereitschaft, sich weiterzubilden, teils sogar mit eigener finanzieller Vorleistung. Gleichzeitig zeigte sich eine große Lücke in der Kommunikation. Fördermöglichkeiten sind zwar vorhanden, werden aber oft nicht bekannt gemacht oder nicht an die Führungskräfte und Mitarbeitenden weitergegeben.
Das Ergebnis ist, dass Menschen Chancen verpassen und motivationale Fehlanreize entstehen. Dabei ist Weiterbildung in der Regel im Sinne des Unternehmens. Es braucht also klare Kommunikation, damit Potenziale besser genutzt werden können.
Unternehmenswerte und Vision als Orientierung
Ein weiterer wichtiger Punkt war die Rolle von Unternehmenswerten und einer klaren Vision. Teilnehmende berichteten, wie wichtig es ist, dass Organisationen ihre Werte nicht nur benennen, sondern auch leben.
Gerade für Bewerber:innen ist das ein entscheidender Orientierungspunkt. Employer Branding wirkt nur dann, wenn Werte im Alltag spürbar sind. Werden sie nur als Schlagworte von oben verordnet, bleiben sie ohne Wirkung.
Stärken sichtbar machen und Potenziale nutzen
Deutlich wurde auch, dass viele Stärken im Arbeitsalltag unsichtbar bleiben. Manche Teilnehmende berichteten, dass ihre Fähigkeiten über Jahre hinweg als Defizite gedeutet wurden. Besonders bei neurodivergenten Menschen wurde das sichtbar. Wenn Talente immer wieder falsch bewertet werden, verlieren Menschen irgendwann selbst den Blick für ihre eigenen Stärken.
Hier braucht es eine klare Ausrichtung: Stärken systematisch erheben, im Arbeitsalltag sichtbar machen und Menschen in Rollen einsetzen, die wirklich zu ihnen passen. So wird Potenzial nicht verschenkt, sondern genutzt.
Regeneration ermöglichen und Auszeiten entstigmatisieren
Ein weiteres Thema war die Frage nach echter Erholung. Hier kam von einem Mitarbeitenden, der im Boreout war, der Wunsch nach einer Auszeit auf. Für eine vollständige Genesung reichen drei Wochen Urlaub im Jahr nicht aus. Die Alternative ist, dass er sich krankmeldet. Hier wäre mehr Unterstützung durch die Arbeitgeber:innen wünschenswert. Auch der Wunsch nach offener Kommunikation, wie es dazu kommen konnte sowie einem ehrlichen Austausch, wurde genannt.
Wenn jemand erschöpft ist oder sich in einer belastenden Lebenssituation befindet, braucht es flexiblere Lösungen. Genannt wurden etwa befristete Auszeiten, ein Wiedereinstieg mit reduziertem Pensum oder Modelle, die Regeneration ausdrücklich ermöglichen. Unternehmen, die hier kreative und menschliche Lösungen finden, haben deutlich bessere Chancen, ihre Leistungsträger:innen zu halten.
Umsetzungslücke in Kommunikation und Führung schließen
Mehrere Teilnehmende schilderten, dass Vorschläge aufgenommen, aber nicht weiterverfolgt wurden. Dass auf E-Mails lange keine Reaktion kam. Dass Führungskräfte zu weit weg vom Alltag agieren und dadurch wichtige Impulse verpuffen.
Der Wunsch nach klarer Kommunikation war unübersehbar. Es braucht verbindliche Rückmeldungen, eine spürbare Präsenz in den Teams und Entscheidungen, die zeitnah getroffen werden. Auch Führungskräfte in der Sandwich-Position müssen handlungsfähig bleiben.
Passung von Rolle, Rhythmus und Umfeld
Sehr deutlich wurde, wie stark die eigene Leistung und Zufriedenheit von der Passung zwischen Person, Rolle und Umfeld abhängen. Unterforderung wirkt genauso zermürbend wie Überlastung. Wer dauerhaft mit zu wenig Anspruch konfrontiert ist, verliert die Motivation, genauso wie Menschen, die ständig an ihrer Belastungsgrenze arbeiten. Beides führt langfristig zu Erschöpfung und innerem Rückzug.
Als Lösungsansätze nannten die Teilnehmenden unter anderem Job-Crafting, also die Möglichkeit, die eigenen Aufgaben aktiv so zu gestalten, dass sie besser zu den persönlichen Stärken und Interessen passen. Ebenso wurde die Schaffung von Assistenzstellen hervorgehoben, um gerade stark vertriebsorientierte Mitarbeitende von administrativen Tätigkeiten zu entlasten. Ergänzend kamen Impulse wie flexible Büro- und Arbeitsplatzgestaltung sowie bereichsübergreifende Zusammenarbeit, damit Arbeitslasten besser verteilt werden können.
Wünsche, die eigentlich selbstverständlich sein sollten
Zum Abschluss habe ich die Teilnehmenden eingeladen, drei Wünsche zu formulieren, ganz so, als würden sie einen Zettel an den Weihnachtsmann oder ans Christkind schreiben. Die Antworten waren ernüchternd, weil sie nicht nach mehr Gehalt, exotischen Benefits oder spektakulären Karrierechancen verlangten, sondern nach den Grundlagen, die in jedem Unternehmen selbstverständlich sein sollten.
Genannt wurden Wertschätzung, faire Arbeitsbedingungen, Abwechslung, Gesundheit, Vertrauen und echte Entwicklungsmöglichkeiten. Es ging nicht um Luxus, sondern um das Fundament für ein gesundes und erfülltes Berufsleben. Dass genau diese einfachen Punkte immer noch als „Wunsch“ genannt werden müssen, zeigt die Lücke zwischen dem, was Mitarbeitende erwarten dürfen, und dem, was in der Realität vielerorts gelebt wird.
Gerade diese Schlichtheit macht den Befund so deutlich. Wenn Beschäftigte sich nichts weiter wünschen, als gesehen zu werden, gesund arbeiten zu können und eine faire Chance auf Entwicklung zu haben, dann offenbart das nicht nur Defizite, sondern auch einen klaren Handlungsauftrag an Unternehmen.
✨ Diese Ergebnisse zeigen: Die Herausforderungen sind vielschichtig, aber die Bereitschaft, sie offen anzusprechen und anzugehen, ist von beiden Seiten vorhanden.
Fazit
Mich persönlich hat es besonders schockiert, dass so viele Wünsche genannt wurden, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Wertschätzung, faire Arbeitsbedingungen, Gesundheit und Vertrauen sind keine netten Extras, sondern die Grundlage für ein funktionierendes Berufsleben. Dass diese Basis in vielen Unternehmen noch immer fehlt, ist ein klares Signal.
Gleichzeitig hat es mich berührt, wie offen die Teilnehmenden über ihre Erfahrungen gesprochen haben. Genau das bestätigt für mich, wie wichtig und richtig diese Veranstaltung ist. Wenn Menschen in einem geschützten Raum ehrlich berichten, wird sichtbar, was in der Arbeitswelt im Argen liegt und wo Chancen liegen, es besser zu machen. Darum werde ich dieses Format weiterführen.
📣 Die nächste Online-Live-Demo „Kluge Köpfe. Klare Kante.“ findet am 11.12.2025 ab 19 Uhr statt. Wenn du dabei sein möchtest, dann kannst du dich hier anmelden.
Für mich ist entscheidend, dass wir nicht nur innerhalb einzelner Unternehmen über Lösungen sprechen, sondern branchenübergreifend voneinander lernen. Immer wieder wurde ich gefragt, warum ich das branchenübergreifend und nicht nur in einzelnen Unternehmen veranstalte. Die Antwort ist: Natürlich ist jedes Unternehmen individuell, aber der Austausch über die eigenen Grenzen hinweg ist genauso wichtig. Denn oft sind es gerade die Einblicke in andere Branchen, die neue Ideen ermöglichen.
Das habe ich in meinem Berufsleben immer wieder erlebt. Ich habe gelernt, wie wertvoll es ist, über den Tellerrand hinauszuschauen und voneinander zu lernen. Manchmal entsteht daraus sogar Dankbarkeit, etwa dann, wenn ich höre, unter welchen Bedingungen Menschen in Lagern arbeiten müssen, während ich selbst bei über 20 Grad im Büro sitze. Diese Kontraste machen bewusst, wo Veränderung nötig ist und wo wir Verantwortung tragen.
Für die Zukunft wünsche ich mir deshalb noch mehr Arbeitgeber:innen, die bereit sind, sich einzubringen. Nur wenn wir gemeinsam, offen und konstruktiv über Grenzen hinweg zusammenarbeiten, können wir eine Arbeitswelt schaffen, die wirklich trägt.
Wenn du gerade spürst, dass etwas in deinem Berufsleben nicht mehr stimmig ist, dann hast du diesen Blogbeitrag vielleicht nicht zufällig gelesen. Dann ist es Zeit, deinen eigenen Weg im Berufsleben zu finden und ihn konsequent zu gehen. Wenn du (noch) nicht weißt, wie, dann melde dich gerne bei mir.
👉 Vereinbare hierzu gerne dein persönliches Kennenlerngespräch. Gemeinsam finden wir heraus, was dein erster Schritt auf dem neuen Weg sein kann.
Und vielleicht magst du auch hier weiterlesen:
👉 Wenn du dich erinnerst, wofür du brennst und plötzlich wieder losgehen willst
👉 Wenn du aufhörst, dich zu vergleichen und beginnst, dich wirklich zu sehen
👉 Wenn du dich in diesen Zeilen wiedergefunden hast, komm gerne in meine Facebook-Gruppe „IDENTITY UNCHAINED – Zeig, wer du bist und was in dir steckt“. Dort triffst du Gleichgesinnte, die auch ENDLICH ein erfülltes und sinnvolles Berufsleben führen wollen 🚀💛.
