Am 1. Januar 2025 habe ich mich selbstständig gemacht. Heute, knapp ein Jahr später, spüre ich, wie viel in dieser Zeit passiert ist. Ich glaube, ich hatte nie zuvor eine solche Masse an Erkenntnissen und dadurch auch an Veränderungen wie in diesem Jahr. Ich nehme dich heute mit auf meine Reise durch mein erstes Jahr in der Selbstständigkeit.

Ich bin in einem Unternehmerhaushalt groß geworden und wusste daher genau, worauf ich mich einlasse. Seit einigen Jahren kam immer wieder die Idee mit der Selbstständigkeit auf, doch ich schob sie immer wieder weg, weil ich meine finanzielle Sicherheit im Angestelltenverhältnis nicht opfern wollte. Nach meinem Boreout im vergangenen Jahr stellte sich dann allerdings gar nicht mehr die Frage und ich bin unglaublich froh, dass ich mich nun endlich getraut habe. Die Freiheit, mir meine Zeit selbst einzuteilen, Entscheidungen eigenverantwortlich zu treffen und meine Arbeit so zu gestalten, wie sie wirklich zu mir passt, möchte ich heute nicht mehr missen. Und doch war das erste Jahr alles andere als geradlinig und easygoing.


Aus dem Boreout ins Mentoring

Also bin ich zunächst mit Boreout-Coaching gestartet. Die Rückmeldungen dazu zeigten mir allerdings recht schnell, dass das nicht mein Weg ist. Beispielsweise äußerte eine Bekannte, sie habe sich schlapp gelacht, als sie das gelesen habe, weil sie das Gefühl der Unterforderung nicht kenne. Da konnte ich nur antworten: „Also zum Lachen war mir in dieser Zeit ehrlich nicht zumute.“ Andere wollten nur wissen, ob sie wirklich ein Burnout hatten oder ob es nicht vielleicht doch ein Boreout war, worauf ich keine Antwort geben konnte, weil ich hierzu schlichtweg weder eine Aussage treffen will noch darf.

Bereits zu diesem Zeitpunkt war für mich klar: Ich will Menschen helfen, die das Gefühl kennen, festzustecken. Ich will ihnen keine Diagnose liefern, sondern ich will sie in Bewegung bringen.


Von Potenzial zu Haltung

Ich begann, mit Menschen zu arbeiten, die viel in sich tragen, aber ihr Potenzial noch nicht erkennen. Sogenannte High Potentials, die viel können, aber sich selbst noch nicht wirklich sehen und dadurch ihre Stärken nicht einbringen oder sich nicht erlauben, ihre Vielfalt zu leben. Durch die weitere Erforschung dieser Zielgruppe wurde ich auf meine eigene Vielbegabung aufmerksam, die mir wieder neue Erkenntnisse brachte. Die Vielbegabung erklärte einiges, doch vieles eben auch nicht. In dieser Phase kam es zu einem Gespräch mit einer Kollegin, die zu mir sagte: „Du warst doch auch eine von diesen unbequemen Mitarbeiter:innen, die alles hinterfragen und Dinge nicht einfach hinnehmen, sondern verändern wollen.“ Und in dem Moment wusste ich, dass sie recht hat. Ich habe Strukturen nie einfach hingenommen. Ich wollte verstehen, warum Dinge so laufen, wie sie laufen. Und ich wollte den Status quo verändern, wenn er keinen Sinn ergab. So entstand der Begriff „intellektuelle Rebellen“. Das Spannende daran: Ich hatte mich selbst nie als Rebellin bezeichnet, der Begriff des intellektuellen Rebellen war für mich jedoch sofort passend.

Intellektuelle Rebellen sind nicht laut. Sie gehen nicht auf die Straße und rebellieren. Sie sehen das System nicht als Gegner, sondern als Spielfeld. Sie stellen Fragen, wo andere einfach folgen und sie wollen gestalten, statt im Status quo zu funktionieren.

Ich wusste sofort: Genau mit diesen Menschen will ich arbeiten!


Raus aus allen Schubladen

Da ich bei dieser Zielgruppe viele Überschneidungen mit neurodivergenten Menschen feststellen konnte, entschied ich mich für die Weiterbildung zum zertifizierten HOCHiX® Coach. Sie hat mir viele neue Erkenntnisse geliefert, vor allem im Bezug auf neurodivergentes Denken und Fühlen. Ich habe gelernt, wie unterschiedlich Menschen wahrnehmen, lernen und Reize verarbeiten. Und gleichzeitig wurde mir klar, dass ich mich selbst nicht in diese „Schubladen“ einordnen möchte. Mich interessieren keine Diagnosen und Labels. Mich interessiert, wer jemand ist, was ihn ausmacht und was ihn bewegt.

Und das zeigte mir, wie einzigartig mein Mentoring-Ansatz bereits war, der Inhalte aus der Markenentwicklung auf die Persönlichkeitsentwicklung überträgt. Schon in meinem Masterstudium hat mich die Markenentwicklung fasziniert: Wie entsteht etwas Einzigartiges, das sich klar von anderen abhebt? Einige Zeit später stellte ich mir die Frage, ob sich dieses Prinzip nicht auch auf Menschen übertragen lässt. Denn wir sind einzigartig, doch häufig wollen wir lieber so sein, wie die anderen. Aus diesen ersten Gedanken entwickelte ich das Identitätssteuerrad®, ein Werkzeug, das sichtbar macht, was uns als Individuum ausmacht und wie wir unsere Einzigartigkeit bewusst leben können. Das Identitätssteuerrad® bildet die Grundlage meines Mentorings: Es ist das Navigationssystem für alle intellektuellen Rebellen, die in keine Schubladen passen (wollen). Es zeigt ihnen, wer sie wirklich sind, stärkt sie darin, ihr einzigartiges Wesen zu leben und führt sie mutig auf ihrem eigenen Weg, unabhängig von Labels oder Diagnosen. Je nach Format setze ich es vollständig oder in Auszügen ein.


Der luftleere Raum

Nun habe ich davon erzählt, wie ich herausgefunden habe, mit wem und wie ich arbeiten möchte, was ich bisher aber verschwiegen habe, ist, wie es mir persönlich auf dieser Reise ging. Ganz ehrlich? Ich habe mich gefühlt wie im Vakuum, im luftleeren Raum ohne Bodenhaftung. Aus meinem Umfeld habe ich nur von sehr wenigen Menschen wirklich Resonanz erhalten. Selbst auf direkte Nachrichten erhielt ich häufig nicht mal ein Emoji. Ich weiß nicht, warum. War es ihnen zuwider? Haben sie es nicht verstanden? Oder hat es sie schlichtweg nicht interessiert? Irgendwann habe ich aufgehört, diese Fragen zu stellen und begriffen: Sie reagieren nicht. Egal warum.

Wenn du dich selbstständig machst, betrittst du zu Beginn oft diesen luftleeren Raum. Du arbeitest, planst, schreibst, erstellst, denkst, machst, aber du weißt nicht, ob das, was du tust, für irgendjemanden tatsächlich relevant ist.

Das war für mich eine der größten Herausforderungen. Ich habe Texte geschrieben, Interviews geführt, Podcasts veröffentlicht und gehofft, dass etwas in Resonanz geht. Aber in meinem persönlichen Umfeld blieb es oft still. Kaum jemand hat reagiert, kaum jemand hat wirklich hingeschaut. Nur eine Handvoll Menschen aus meinem bisherigen Umfeld hat sich ehrlich für meine Arbeit, für das, was ich bewege, und für die Themen, über die ich spreche, interessiert. Doch wenn du ein Business aufbaust, bist du darauf angewiesen, dass Menschen dich unterstützen. Dass sie beispielsweise deine Beiträge liken und teilen, um deine Sichtbarkeit zu erhöhen. Doch selbst, wenn ich Freunde darum gebeten habe, passierte es nur selten. Und da wurde mir klar: Du selbst hast dich doch in diesen Kreisen oft wie ein Alien gefühlt. Nun hast du den Beweis, dass sie diese Problematik einfach nicht kennen und daher können sie auch nicht verstehen, was du tust.

Gleichzeitig kamen Nachrichten von völlig Fremden. Menschen, die ich nie gesehen habe, schrieben mir, dass sie beim Hören meiner Podcastfolgen weinen mussten. Dass sie sich in meinen Worten wiederfinden. Dass sie sich verstanden fühlen. Und das hat etwas in mir verändert, weil es den Blick verschiebt. Auf einmal sind da Menschen, die du zutiefst berührst und die dich selbst gar nicht kennen. Während andere, die dir nahestehen, kaum wahrnehmen, was du tust. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Über Freundschaften, über Verbindung und über echtes Interesse am Gegenüber. Auch darüber, wie sehr ich mich persönlich für die Welt der anderen interessiere. Ich habe daher auch klare Cuts gemacht. Mich von Menschen abgewendet, bei denen ich spürte, dass es nicht mehr passt, und Menschen in mein Leben gelassen, bei denen ich ICH sein darf, und die mich, beziehungsweise wir uns gegenseitig, inspirieren.

Wichtig war für mich dabei auch diese Erkenntnis: Ein eigenes Business ist anders als ein Angestelltenverhältnis. Es verändert nicht nur deine Arbeit, sondern auch dein Umfeld. Denn es zeigt dir, wer ehrlich an dir interessiert ist und wer wirklich an deiner Seite steht.


Wenn andere nicht mehr mitkommen

Dieses Jahr hat mir auch gezeigt, wie schwer es manchmal ist, wenn andere bei deinem Denken und Handeln nicht hinterherkommen. Ich war gedanklich oft schon drei Schritte weiter, während andere noch an Punkt eins waren. Ich habe gespürt, dass manche gar nicht verstanden, was ich tue. Dass sie dachten, ich würde dauernd etwas Neues machen, obwohl es für mich einfach der nächste logische Schritt war. Das war nicht immer leicht, weil ich gespürt habe, wie weit ich innerlich schon war und gleichzeitig immer wieder übersetzen musste, um Menschen mitzunehmen und nicht abzuhängen.

Dabei durfte ich verstehen, dass das nicht bedeutet, sich im Außen für etwas zu rechtfertigen. Gleichzeitig ist eine Erklärung manchmal notwendig, um immer wieder zu zeigen, wofür ich stehe.


Der Kreis schließt sich

In meinem Mentoring war von Anfang an der Ansatz, dass ich möglichst viel von dem, was ich in meinem Berufsleben an Erfahrung gesammelt habe, einbringen möchte. Am Ende dieses Jahres hat sich nun noch ein Kreis geschlossen und das Thema Finanzen ist in mein Berufsleben zurückgekehrt. Ganz ehrlich: Eigentlich wollte ich dem Finanzwesen beruflich komplett den Rücken kehren. Doch in meinem Mentoring kam ich immer wieder an den Punkt, an dem Menschen losgehen wollten und jemanden gebraucht hätten, der sie finanziell begleitet. Ich hatte niemanden, den ich ihnen guten Gewissens empfehlen konnte. Also habe ich beschlossen, es selbst zu tun. Denn ich möchte sicherstellen, dass meine Klient:innen empathisch und zuverlässig begleitet werden und sich nicht unter Druck gesetzt fühlen, sondern finanzielle Entscheidungen mit einem guten Gefühl treffen können und dabei auch wissen, was sie tun.

Viele meiner Klient:innen wollen sich verändern, spielen mit dem Gedanken, sich selbstständig zu machen oder sich innerhalb ihres Unternehmens neu zu positionieren. Dafür brauchen sie finanzielle Stabilität und Finanzwissen. Heute verbinde ich daher Persönlichkeitsentwicklung und Finanzkompetenz. Ich begleite Menschen dabei, ihre Ideen auf ein stabiles Fundament zu stellen.

Denn Selbstführung endet nicht bei innerer Klarheit, sie zeigt sich auch in Entscheidungen, die dich langfristig (und da eben auch finanziell) tragen. Bewusst wurde es mir bei meiner eigenen Vision, die ich leben möchte und für die ein enormes Kapital notwendig ist. Das geht nicht von heute auf morgen, wie uns manchmal auf Social Media weisgemacht wird, aber wir können es heute bereits planen und das Fundament dafür ebnen.


Selbstständigkeit ist nicht für jeden passend

Ich habe mich auf meinem Weg von Businessmentoren begleiten lassen. Dabei habe ich immer wieder gesehen, wie viele Menschen sich dort begleiten lassen, die einfach nicht für die Selbstständigkeit gemacht sind. Sie bringen weder das unternehmerische Mindset mit, noch wollen sie Verantwortung für ihre eigenen Entscheidungen übernehmen. Ganz abgesehen von denjenigen, die den Schritt in die Selbstständigkeit nicht wagen, weil sie zu viel Angst davor haben, ihre finanzielle Sicherheit aufzugeben. Und das kann ich sehr gut nachvollziehen, weil es mir selbst lange Zeit so ging. Letztes Jahr habe ich zwar den Sprung ins kalte Wasser gewagt und doch würde ich das nicht jedem empfehlen.

Wichtig ist für mich daher in meinem Mentoring individuell hinzuschauen. Viele Menschen finden ihre Erfüllung bereits, wenn sie innerhalb eines Unternehmens gestalten und dadurch etwas bewegen dürfen. Für andere ist eine Teilselbstständigkeit ideal und für wieder andere, wie mich persönlich, ist die Selbstständigkeit die optimale Möglichkeit, ihre Ideen zu verwirklichen.

Wichtig ist, herauszufinden, wie du dich mit deinem Wesen einbringen kannst, sodass es für dich persönlich stimmig ist und dich nachts ruhig schlafen lässt. Genau das liebe ich an meiner Arbeit: diese Vielfalt, diese Unterschiedlichkeit, dieses „es gibt nicht den einen richtigen Weg“. So ist auch meine Überzeugung gereift: Echte Erfüllung im Berufsleben entsteht nicht auf vorgefertigten Wegen, sondern durch den Mut zur individuellen Reise.


Mein Fazit nach elf Monaten

Ich bin heute klarer als je zuvor. Ich weiß, mit wem ich arbeiten möchte, was mich ausmacht und wofür ich losgehe. Ich habe Sichtbarkeit aufgebaut, auf 13 Online-Kongressen gesprochen, viele intensive Gespräche geführt und erlebe täglich, wie sich meine Arbeit immer weiter formt.

Selbstständigkeit ist kein Dauerzustand von Freiheit, sondern ein Prozess der Selbstführung. Es ist das tägliche Hinterfragen, Justieren und Vertrauen in sich selbst und in das Leben. Für mich persönlich ist es der perfekte Weg.

Wenn du dich in diesen Zeilen wiederfindest, lies gerne auch hier weiter:

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